Gibt es Studien, die den Zusammenhang zwischen einem Social Intranet und der Zufriedenheit, Identifikation und Informiertheit der Mitarbeiter belegen können?
Ja, es gibt dazu mit Sicherheit zahlreiche Studien. Wir haben damals zum Thema Wikis tatsächlich auch aktiv nach solchen Studien gesucht und unsere Erkenntnisse unter Finnische Wiki Studie dokumentiert.
Als Quelle für solche Studien würde ich ACM empfehlen (https://www.acm.org/). Allerdings befinden sich viele Studien hinter einer Paywall, sodass man für den Bezug ein paar Euros ausgeben muss.
Die Frage kann also mit hoher Sicherheit mit Ja beantwortet werden und trotzdem tue ich es nicht selbst und habe aktuell keine Pläne, mich in diesem Umfeld zu engagieren. Das liegt insbesondere daran, dass es einerseits offensichtlich und banal ist, dass eine Zusammenarbeitsplattform, auf der jeder etwas einstellen und verkünden darf, und eine Plattform, die alle offiziellen Unternehmensnachrichten personalisiert und filterbar beherbergt, die Transparenz steigern werden. Wenn die Transparenz steigt, erhöht sich die Informiertheit der Mitarbeiter. Ob die Zufriedenheit und Identifikation der Mitarbeiter steigt, nur weil ich Transparenz habe, ist nicht automatisch gleichzusetzen.
Ich gehe mal davon aus, dass das, was transparent wird, in den meisten Fällen harmlos und bestenfalls durch Einzelentscheidungen, die revidierbar sind, enttäuschend für die Mitarbeiter ist. Aber wenn Sie eine Kultur haben, in der die Mitarbeiter wirklich systematisch ausgebeutet und wie eine Zitrone ausgequetscht werden, dann ist eine größere Transparenz darüber vermutlich eher nicht förderlich. Komischerweise kaufen auch Unternehmen, bei denen ich zumindest manchmal befürchte, dass sie eher in diese Kategorie fallen, dennoch Software bei uns. Die beschränken dann mithilfe der Rechtefunktionalitäten der Software die Möglichkeiten für Transparenzbildung so stark, dass man anschließend nicht mehr von einem demokratischen Social Intranet, sondern eher von einer reinen Top-down-Kommunikationsplattform sprechen kann. Da blutet mir das Herz.
Aber einer unserer Grundsätze im Unternehmen ist es, uns nicht in die Politik unserer Kunden einzumischen. In gewisser Weise mache ich das mit diesem Buch doch. Aber es ist ja nur ein Angebot.
Der andere Grund, warum es neben der banalen Offensichtlichkeit keine Antwort auf die Frage gibt, ist folgender:
Das eigentliche Problem ist ein anderes. Wenn Sie nach Studien und Beweisen gefragt werden, handelt es sich oft um eine aufschiebende Frage, hinter der die Botschaft steckt: Ich glaube nicht an Ihr Projekt. Deshalb zweifle ich es einfach mal in den Grundfesten an und hebe Sie vollständig aus den Angeln: “Das, was sie da mit dem Intranet vorhaben, ist Quatsch. Das bringt gar nichts. Haben Sie Beweise dafür, dass das was bringt? Gibt es seriöse Studien, die belegen, was Sie hier behaupten?” Glauben Sie, dass die Situation sich ändert, wenn die Antwort darauf ein klares Ja ist? “Hier sind die Studien. Ich habe diesen 3 kg schweren Papierberg mit 17 Studien recherchiert, ausgedruckt, sortiert und die relevanten Stellen für Sie angestrichen.” Wenn Sie das antworten, wird doch kein Einlenken als Reaktion kommen, oder? Der Blockierer wird Sie einfach mit dem nächsten Einwand beschäftigen: “Ja, aber das sind ja andere Unternehmen als wir. Und diese wissenschaftlichen Studien untersuchen ja immer so isolierte Dinge, die für uns gar keine Relevanz haben. Können Sie beweisen, dass das für uns auch gilt?”
Und hier kommen wir an des Pudels Kern: “Ja, ich kann das beweisen. Und zwar wenn ich die Freiheit bekomme, es auszuprobieren und mir nach zwei Monaten nicht direkt der Stecker wieder gezogen wird.” Wir brauchen keine Studien für den Nachweis. Ein kleines Experiment im Unternehmen umgesetzt, leuchtet so strahlend hell, dass sich der Rest wie von selbst ergibt.
Ach ja, und wenn Sie das zu flach finden und Ihre Ansprechpartner sich tatsächlich für die Studien interessieren, dann melden Sie sich doch mal bei mir: Martin Seibert. Das kann man irgendwann mal recherchieren. Und je mehr Rückmeldungen wir dazu bekommen, desto eher weiß ich, dass solcher Inhalt wertvoll ist.
Eine gute Quelle auf fast wissenschaftlichem Niveau für Intranetforschung ist übrigens die Nielsen Norman Group. Da können Sie ja auch selbst mal beginnen, zu lesen (siehe “Literaturempfehlungen”). Das lohnt sich.
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