Gibt es einen Leitfaden, wie neue Prozesse und Tools im Unternehmen eingeführt werden können?
Das ist eine wunderschöne Frage, die sich für mich immer mehr zu einem Großteil meines Schaffens herauskristallisiert. Ich habe eine tolle Software gefunden. Wie kann ich nun dafür sorgen, dass jeder in meinem Team und in meiner Organisation auch damit arbeitet?
Lassen Sie mich die Antwort mit einer Gegenfrage beginnen: Warum glauben Sie, dass genau diese Software die richtige wäre? Vielleicht wäre es besser, eine andere einzusetzen? Oder gar keine? Vielleicht unterscheidet sich die Antwort je nach Situation und Team auch. Für Situation A nehmen wir Software B. Und für Situation C ist Software D und eben nicht auch Software B geeignet.
Die meisten, mit denen ich spreche, glauben, dass sie bereits den Heiligen Gral, die ultimative Lösung, gefunden haben und es jetzt nur noch darum geht, die anderen sozusagen aufzuklären. Es tut Ihrer Sache gut, wenn Sie verstehen, dass diese Annahme falsch ist. So sehr ich auch von unserem eigenen Intranet Linchpin überzeugt bin. Und so viele Situationen ich auch schon erlebt habe – Hunderte –, in denen es sich richtig ausgezahlt hat, so genau weiß ich auch, dass es kein Allzweckwerkzeug für jede Situation in der Teamzusammenarbeit ist. Machen Sie sich frei davon. Wenn Sie akzeptieren, dass Sie nicht den Heiligen Gral, sondern eine Option unter vielen anpreisen, wirkt es schon authentischer und Sie kommen mit den erforderlichen Wartezeiten auch viel besser zurecht.
Aber jetzt mal zum Kern der Antwort: Neue Prozesse und Tools sollte man aus meiner Sicht je nach Reifegrad unterschiedlich ausrollen. Wenn sie noch jung und zart sind, müssen Sie ganz anders agieren, als wenn eh schon fast jeder im Unternehmen mit dem Prozess arbeitet und Sie die letzten Einsiedler, die unter ihrem Stein leben, und einige aufmüpfige Technologie-Verweigerer überzeugen wollen. Je stärker Ihre Lösung etabliert ist, desto mehr Druck und Macht können Sie ausüben. Den Verweigerern können Sie möglicherweise Sanktionen androhen. Und den Einsiedlern unter dem Stein sagen Sie, dass es jetzt nun wirklich Zeit zum Aufwachen ist und man sich doch bitte mal bei einer Einführungsveranstaltung (vermutlich wird die zu dem Zeitpunkt nur noch digital als Webinar angeboten) einfinden soll. Das ist einfach. Denn das ist klassisches Management der Norm, wie es täglich überall praktiziert wird.
Spannend ist es eher, wenn Sie ein kleines Pflänzchen zu einem mächtigen Baum großziehen wollen, der alles andere überragt. Da darf man mal damit beginnen, sich, wie eingangs vorgeschlagen, zu vergegenwärtigen, dass das eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Sofortige Ergebnisse sind nicht zu erwarten. Und anfangs wird von Ihrem labilen Botanik-Experiment auch keiner begeistert sein. Sie brauchen einen langen Atem.
Und genau da setzt meine eigentliche Antwort an. Denn es geht doch im Kern um das Pflänzchen. Wie kümmere ich mich darum, dass nicht einfach einer drauf tapst? Da soll es sogar welche geben, die das absichtlich machen. Wenn das alles eh sehr lange dauert, rate ich zu einer Strategie, die keine Eile hat. Gewinnen Sie die Mitstreiter einzeln. Zuallererst reden Sie mal mit guten Kollegen, die Ihnen wohlgesonnen sind. Erzählen Sie von Ihrer Idee. Pitchen Sie das Thema in 20 Sekunden Gespräch. Üben Sie Ihre Worte ein. Testen Sie, welche Argumente ziehen und welche nicht. Wenn Sie es nicht schaffen, fünf gute und nette Mitarbeiter zu überzeugen, brauchen Sie sich bei Ihrem Chef, dessen Chef und so weiter erst gar nicht zu melden, sage ich. Dann muss weiter geübt werden.
Aber Sie wollen ja ein cooles Intranet verkaufen. Davon gehe ich zumindest aus. Denn darüber schreibe ich mein Buch. Und da sind die Anwendungsfälle so generisch und so omnipotent, dass da ernsthaft keiner was gegen haben kann. Die Frage ist also nicht ob, sondern nur wie das richtig gemacht werden soll.
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